Wer glücklich und erfolgreich sein möchte, muss seinen ganz individuellen Weg gehen. Und dieser beinhaltet nicht, es jedem recht zu machen.
Vorige Woche saß ich im Cafe, genoß meinen Kaffee in der Morgensonne und machte mir meine Notizen, als ich am Nachbartisch ein Gespräch vernahme, welches mich inspirierte, diesen Beitrag zu schreiben.
2 Damen bestellten beim Kellner Brötchen mit Marmelade zum Frühstück. Worauf der Kellner erwiderte, dass dies nicht auf der Karte steht. Es gibt ausschließlich Brunch. Die Damen meinten, dass sie es aber letztens bei der Kollegin bestellen konnten. Woraufhin der Kellner sagte: „Das glaube ich Ihnen. Allerdings hat die Kollegin nicht im Interesse unseres Cafes gehandelt. Sie können gerne bei uns brunchen. Wenn Sie jedoch nur Brötchen mit Marmelade möchten, finden Sie in unmittelbarere Nähe Bäcker, die Brötchen mit Marmelade anbieten.“ und zeigte auf einen Bäcker am anderen Ende des Marktes.
Die Damen bestellten dann lediglich Kaffee.
Anfangs war ich etwas überrascht, über die klare Ansage. Aber die Ausrichtung hat mir gut gefallen. Der Kellner bzw. das Cafe hat verinnerlicht, was viele Unternehmer und Menschen noch nicht verstanden haben. Wer glücklich und erfolgreich sein möchte, muss seinen ganz individuellen Weg gehen. Und dieser beinhaltet nicht, es jedem recht zu machen.
Klarer Fokus und Ja zum Wunsch-Kunden
Der Cafe-Betreiber hat einen klaren Fokus und ein konkretes Angebot: Brunch. Und er möchte auch nur Kunden, die genau dieses Angebot wollen. Er sagt ganz konkret NEIN zu den Kunden, die sein Angebot nicht möchten.
Die Notwendigkeit der klaren Ausrichtung / Positionierung ist wichtig. Wer alles macht, macht nichts gut und kommt wie ein „Bauchladen“ daher. Wer seine Leistung permanent im Sinne einer konkreten Kunden-Gruppe verbessert, wird den Nutzen für diese Gruppe erhöhen, wird zum Experten und kann langfristig höhere Preise erzielen. Dies ist mir klar und wird auch vielen Gründern schnell bewusst. Daher ist es zum Beginn einer Selbständigkeit enorm wichtig, zu wissen, was man wirklich wirklich will.
Dann nur noch zu solchen Wunsch-Kunden JA zu sagen, beinhaltet jedoch auch NEIN zu dem Rest zu sagen. Genau wie es der Kellner machte. Nein, Brötchen mit Marmelade erhalten Sie bei uns nicht, aber gerne dort. Fühlen sie sich frei.
NEIN fällt uns schwer
Nein zu sagen, fällt uns Unternehmern jedoch schwer. Auch mir. Aus 2 Gründen.
Einerseits möchte ich Geld erwirtschaften, um zu leben. Und aus dieser Perspektive heraus, war es für mich wichtig, vor allem zum Beginn der Selbständigkeit, viele Aufträge mitzunehmen, auch wenn sie nicht immer das waren, was ich besonders gerne machte. Diese Geschäfte nenne ich Mitnahmegeschäfte. Ich nahm sie mit, solang ich freie Kapazitäten hatte und auf die Einnahmen angewiesen war. Mittlerweile tue ich fast nur noch das, was ich sehr gut kann und mir gefällt. Ich erarbeite mit Unternehmern Geschäftsmodelle, die sich rechnen.
Der zweite Grund, warum NEIN sagen schwer fällt, ist, dass ich Angst habe. Denn tief in mir drin, glaube ich, dass mich jeder mögen soll. Und wenn ich Nein sage, kann dies mein gegenüber persönlich nehmen und mich dafür ablehnen. Und diese Ablehnung erfährt man auch. Sei es eine Anfrage die man als Kellner ablehnt oder der Bekannte, der Hilfe beim Umzug benötigt. Doch man erfährt auch Ablehung in der Gesellschaft, wenn man Nein zum 40-Stunden-Job oder zum Konsum von Fleisch sagt. Wer Nein sagt und tut, was er für richtig hält erfährt Ablehnung. Doch Nein zu sagen ist meiner Meinung nach wichtig, um sich für das zu entscheiden, was man für richtig hält. Denn faule Kompromisse mit dem Herzen machen langfristig unglücklich. Und deshalb hat mich der Kellner inspiriert. Er hat keine Angst, dass Menschen ihn nicht mögen, weil er nicht Ja sagt. Ganz im Gegenteil. Er konnte sich denken, dass die Damen ihn dann nicht mögen, aber es war für ihn OK. Sein Glaubenssatz ist: Es ist völlig OK, wenn mich nicht alle lieben. Sein Selbstwertgefühl ist nicht davon abhängig, ob ihn andere mögen. Er tut, was er selbst bzw. sein Chef für richtig hält. Im Gegensatz zu seiner Kollegin, die letztens die Brötchen servierte.
Der US-amerikanische Journalist Herbert Bayard Swope hat es so formuliert: „I can’t give you the formula for success, but I can give you the formula for failure – It is: Try to please everybody!“
Tim Ferriss sagt: „If you want to improve, be content to be thought foolish and stupid.“
Wenn Ihr das nächste mal Nein sagen wollt, Euch dabei aber unwohl fühlt, dann lauscht einmal in Euch hinein und versucht zu spüren, woher dieses Unwohlsein rührt. Sagt Nein, erfahrt Ablehung und lernt, dass diese Ablehnung beim Emfpfänger entsteht und Euer Selbstwertgefühl nicht davon abhängig ist.